Markenpiraterie und Wirtschaftsspionage

Weitere Herausforderungen der Internationalen Produktpolitik

Das Foto zeigt von links Christiane Rosenthal, Professor Dr. Brunhilde Steckler, Jochen Bödeker, Werner Backes und Christiane Wauschkuhn

Mehr als 100 Gäste verfolgten das fünfte Exportforum des Rudolf-Rempel-Berufskollegs zum Thema „Markenpiraterie und Wirtschaftsspionage“. Mit Professor Dr. Brunhilde Steckler (Fachhochschule Bielefeld) und Werner Backes (Verfassungsschutz) konnten die Veranstalter wiederum zwei hochkarätige Experten gewinnen.

Deutschlands Unternehmen punkten im internationalen Wettbewerb durch hohe Qualität und innovative Technik. Der Schutz geistigen Eigentums wird somit immer mehr zu einer zentralen Frage in einem jeden Unternehmen. Um ihre Marke zu schützen, setzen viele Unternehmen sogar auf Scouts, die Markenrechtsverletzungen aufspüren und mit Unterlassungsansprüchen ahnden. Wie sonst hätte der Düsseldorfer Hersteller Teekanne von einer kleinen Teestube in Aurich erfahren sollen, die als Logo ebenfalls eine Teekanne nutzen wollte? Das wesentliche im deutschen Markenrecht sei, so erklärte Frau Prof. Steckler, dass die Teestubenbetreiber zwar ohne böse Absicht gehandelt hätten. Ihr Logo verändern und die Kosten zahlen mussten sie aber trotzdem, denn sie hätten vor Geschäftsantritt eine Markenrechtsrecherche durchführen müssen. Das Forschungsprojekt zur Markenpiraterie, das Frau Prof. Steckler mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung realisiert, soll demnächst Unternehmen u.a. durch einen Leitfaden und ein internet-basiertes Training in diesem schwierigen Rechtsbereich unterstützen.

 

Dass Deutschland weltweit am stärksten von Produktpiraterie und Wirtschaftsspionage betroffen ist, erläutert Herr Backes vom Ministerium für Inneres und Kommunales in NRW in seinem Vortrag. Schon 2011 lag der verursachte Schaden lt. Schätzungen des Verfassungsschutzes bei ca. 50 Mrd. jährlich, Tendenz steigend. Waren es früher Schlüsselindustrien, die von der Spionage betroffen waren, sind es heute alle Branchen. Interessant: Gerade kleine und mittelständische Betriebe stehen oft im Focus, da ihre Schutzmaßnahmen noch nicht so ausgereift sind. Die Methoden der Angreifer, die Herr Backes vorstellte, muteten an wie im Wirtschaftskrimi: das Abhören von Telefonen und Smartphones, die gezielte Platzierung von Trojanern im Firmennetzwerk durch USB-Sticks oder gefälschte Mails, das Aushorchen wichtiger Personen in sozialen Netzwerken und vieles mehr. Oft werden die Konkurrenten sogar von fremden Nachrichtendiensten bewusst unterstützt! Die Folgen sind dramatisch: die Konkurrenz kennt bei Bieterwettbewerben bereits die anderen Angebote, kopierte Produkte vermindern den Absatz des Originals, Kunden- und Lieferanten werden gezielt abgeworben. Der Verfassungsschutz rät: insbesondere die 5% Kerninformationen in einem innovativen Unternehmen gilt es herauszufinden und durch ausgefeiltes Sicherheitskonzept zu schützen. Dabei steht immer der Mensch mit seinem Wissen um die Gefahren und die Möglichkeiten ihrer Bekämpfung im Vordergrund.

 

Die lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Vorträge zeigten, dass Einblicke in die Wirtschaft aus der Perspektive erfahrener Praktiker und namhafter Theoretiker begeistern. „Zum einen können Bildungsinstitutionen wie das RRB mit Veranstaltungen dieser Qualität den Wissenstransfer in die kleinen und mittelständischen Unternehmen unterstützen, zum anderen bringen sie Studierende und Unternehmen zusammen und schaffen somit eine Kontaktbörse“, erläutert Organisatorin Christiane Rosenthal die Zielsetzung der Veranstaltungsreihe.

 

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