In der Champions League spielen

Schulleiter des Rudolf-Rempel-Berufskollegs, Wolfgang Kehl, wird am Freitag verabschiedet

VON DOREEN KOSCHNICK

Brackwede. Seine Arbeit hat ihn immer erfüllt: „Bis heute gab es noch keinen Tag, an dem ich dachte: Das ist aber langweilig“, sagt Dr. Wolfgang Kehl. Jetzt geht der Schulleiter des Rudolf-Rempel-Berufskollegs Bielefeld (RRB) in den Ruhestand. Am Ende des Schuljahres scheidet er nach 21 Jahren Leitertätigkeit aus dem aktiven Schuldienst aus. Und es passt zu ihm, dass er sich anstelle einer Abschiedsfeier eine Diskussion über Zukunft und Veränderungen der kaufmännischen beruflichen Schulen gewünscht hat.

„Mit der Zeit gehen“ hieße manchmal auch „Zeit zu gehen“, so Kehl. „Die Schule braucht neue Impulse“, sagt er. Als seine Nachfolgerin ist Christiane Wauschkuhn, bisher stellvertretende Schulleiterin, bereits gewählt worden. Sie muss noch formal bestätigt und ernannt werden.

Kehl ist froh über die Entscheidung und hofft, dass die Lehrerin für Kontinuität sorgen wird. „Sie wird aber sicherlich eigene Akzente setzen und ihren eigenen Weg gehen und das ist auch gut so“, so Kehl.

Als „interessant und abwechslungsreich“ beschreibt Wolfgang Kehl seinen Beruf. Als Lehrer war er „Seiteneinsteiger“. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Bochum mit anschließender Promotion, wurde er von seinem Schwager angesprochen, der damals an der Friedrich-List-Schule (heute Berufskolleg) in Herford händeringend Lehrer suchte. Kehl konnte sich gut vorstellen, weniger mit abstrakten Zahlen zu tun zu haben. „Ich habe sehr gern den Umgang mit Menschen gewählt.“

Nach seiner Referendariatszeit in Herford und Senne wurde er an der Friedrich-List-Schule eingestellt, unterrichtete von 1976 bis 1989 Wirtschaftswissenschaften und Mathematik und betreute unter anderem die Einführung des Computers in den Unterricht der Schulen mit.

Als 1989 ein Schulleiter für das RRB an der Rosenhöhe gesucht wurde, bewarb er sich mit Erfolg. „Das war schon ein etwas anderes Arbeiten, allein von der Größe der Schule her“, erinnert er sich. Derzeit werden am RRB rund 4.800 Schüler von 186 Lehrern unterrichtet. Kehl hat sich immer für die Weiterentwicklung des Berufskollegs durch Profilierung in besonderen Bereichen eingesetzt. Und es ist mit sein Verdienst, dass das RRB heute als größtes und bedeutendstes Berufskolleg in Deutschland eine führende Rolle spielt.

„Ich kenne keine andere Schule, die so gut aufgebaut ist“, sagt Kehl, der zahlreiche Ehrenämter im schulischen Bereich bekleidet hat und zum Teil noch immer bekleidet. Als ehemaliger Vorsitzender des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLW) oder auch Vorsitzender des Bildungsausschusses für NRW kennt er sich aus.

„Das funktioniert nur wegen der guten Kooperationen – sowohl mit dem Kollegium als auch mit der Wirtschaft“, weiß Kehl. In viele Richtungen hat er die Zusammenarbeit gefördert: Inzwischen gibt es neben den Schwerpunkten Versicherungswirtschaft und Speditionsbetriebe drei Kooperationen mit Realschulen sowie mit Fachhochschulen und der Universität Bielefeld, wo durch das Projekt „BWL in OWL“ ebenfalls eine Verzahnung vorhanden ist. Als Letztes hat Kehl, analog zur Exzellenzinitiative im Bereich der Hochschulen, die Entwicklung von Exzellenzclustern in der kaufmännischen Bildungseinrichtung mit angestoßen.

„Am meisten freut mich, dass wir hier Schüler zu höheren Qualifikationen führen konnten, die das selbst nicht von sich gedacht haben. Wir haben zwei Bildungsgänge, die auf unterschiedlichen Wegen zum Abitur führen“, erklärt Kehl.
Als er anfing, gab es das nicht. Deshalb ist ihm ein Schüler besonders im Gedächtnis geblieben: „Der musste vom Gymnasium abgehen und hat dann zwei Jahre Handelsschule gemacht, sich hier bewährt und qualifiziert, um anschließend an demselben Gymnasium sein Abitur zu machen“, freut sich der Schulleiter.
„Langfristig wird es genau wie beim Fußball eine Champions League bei den Schulen geben. Und ich würde mir wünschen, dass diese Schule da mitspielt“, sagt Wolfgang Kehl.
Das tut sie schon heute: Bei einer Tagung wurde ein Lehrer vom RBB von einem Kollegen einer anderen Schule gefragt: „Müsst ihr überall die Ersten sein?“ Seine Antwort: „Nein! Das ist uns nicht genug!“

Diskussion zum Abschied

Zum Abschied von Dr. Wolfgang Kehl findet am Freitag, 9. Juli, um 14 Uhr im Forum des Rudolf-Rempel-Berufskollegs eine Diskussion über notwendige Veränderungen an kaufmännischen beruflichen Schulen statt.

Teilnehmen werden Oberbürgermeister Pit Clausen, Thomas Niehoff, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Dr. Beate Scheffler vom NRW Schulministerium sowie Elke Vormfenne, Landesvorsitzende des Verbandes der Lehrer an Wirtschaftsschulen.

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