Zertifizierte Qualität

Beide kaufmännische Schulen der Stadt erhalten "Gütesiegel individuelle Förderung"

Die beiden kaufmännischen Berufskollegs der Stadt Bielefeld, das Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung und das Rudolf-Rempel-Berufskolleg, können jetzt das Gütesiegel „Individuelle Förderung“ tragen. Bei der Verleihung im Rahmen einer Feierstunde auf der Zeche Zollverein in Essen erhielten die Vertreter der beiden Schulen aus den Händen von Staatssekretär Wienands das begehrte Zertifikat.

Das Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung erachtet die durchgehende pädagogische Gestaltung der Schülerbiografie der Lernenden in allen als zentrales Anliegen. Hierzu wird seit Jahren u. a. frühzeitig der Kontakt zu den Hauptschulen in Schnittstellenkonferenzen genutzt, um bei der Auswahl der Profilbildung individuell passgenau beraten zu können. Der Gebrauch verschiedener diagnostischer Instrumente und intensive Unterrichtsbeobachtung (z. B. Tandems aus Regellehrer und Sonderpädagogen) führen mit Unterstützung kompetenter Partner zur passenden individuellen Nutzung von zusätzlichen Lernangeboten in Form von Förderunterricht. Fördermaßnahmen werden dokumentiert und begleiten Schülerinnen und Schüler auf ihrem schulischen Ausbildungsweg.

Maßnahmen der inneren Differenzierung beinhalten neben selbstgesteuertem Lernen auch regelmäßige Beteiligung der Lernenden bei der Lernstandsfeststellung, bei der sich daraus ergebenden Lernzielvereinbarung sowie bei der ausgesprochen individualisierten Förderplanarbeit mit Förderplan- und Coachinggesprächen. Verbindlichkeit und Verlässlichkeit der Fördermaßnahmen sind systematisch in allen Bildungsgängen verankert. Teamarbeit ist deutlich verankert und etabliert.

Mit einer Vielzahl an Maßnahmen zur individuellen Beratung und arbeitsmarktrelevanten Zusatzqualifizierungen ermöglicht das Berufskolleg seinen Schülerinnen und Schülern einen gelingenden Übergang in den Beruf. Gefördert werden leistungsstarke Schülerinnen und Schüler durch individuell begleitete zusätzliche Lernangebote der Bielefelder Fachhochschulen und Universität. Mit der Teilnahme an dem vom Europäischen Sozialfond geförderten Projekt zur „Individuellen Förderung und selbstgesteuerten Kompetenzentwicklung in der berufsschulischen Grundbildung“ (InLab) arbeitet das Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung konsequent am Ausbau der individuellen Förderung weiter.

Das Rudolf-Rempel-Berufskolleg hat die umfassenden Maßnahmen, die in der Schule zur individuellen Förderung angeboten werden, in einem Konzept „Mit Vielfalt umgehen – Stärken ausbauen, Schwächen abbauen“ zusammengefasst. Im Förderkonzept der Schule ist ein umfassender Katalog von Unterstützungsmaßnahmen aufgeführt; gleichzeitig zeigt es aber auch zahlreiche Möglichkeiten auf, wie starke Schüler zu weiteren Leistungen angehalten werden können.

Ein Grundsatz der schulischen Arbeit individueller Förderung am Rudolf-Rempel-Berufskolleg besteht in der Erkenntnis, dass sie im Unterricht selbst beginnen muss; dafür wird die diagnostische Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer gefördert. Sie müssen Stärken und Schwächen ihrer Schülerinnen und Schüler erkennen und aus den Beobachtungen für den Lernprozess Konsequenzen ableiten. Die Schule bietet den Kolleginnen und Kollegen dazu interne Fortbildungen an.

Individuelle Förderung – und das wurde bei der Zertifizierung des Rudolf-Rempel-Berufskollegs durch die Kommission besonders hervorgehoben – kann aber auch von Schülern für Schüler durchgeführt werden. Dazu hat die Schule in den Klassen ihres Wirtschaftsgymnasiums ein Tutorensystem aufgebaut, in dem Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Leistungskurses Mathematik als „Fachleute“ ihre Mitschülerinnen und Mitschüler der Jahrgangsstufe 11 in Kleingruppen betreuen. Dieses Vorgehen bedeutet Motivation auf beiden Seiten: Die „Spezialisten“ aus dem Leistungskurs übernehmen die Rolle des Lehrers, was für sie eine verantwortungsvolle Erfahrung darstellt. Gleichzeitig können sie sich besser in das Denken der fast Gleichaltrigen hineinversetzen. Auf der anderen Seite werden die Schüler, die die Förderung erfahren, von jungen Menschen beraten, die sie unbefangen fragen können und mit denen sie ihre mathematischen Probleme ausführlich besprechen können, ohne dass sie das Gefühl haben, den Unterrichtsfluss eines Lehrers zu bremsen.

Darüber hinaus bietet z. B. die „Produktionsschule“ im Bereich der Berufsgrundschule und der Handelsschule einen praxisorientierten Übergang in kaufmännische Ausbildungsberufe an. Außerdem können die Schülerinnen und Schüler individuell abgestimmte zusätzliche Qualifikationen erwerben. So können besonders leistungsstarke Auszubildende in den Bereichen Spedition, Groß- und Außenhandel sowie Industrie in einem dualen Fachschulbildungsgang den Abschluss als „Staatlich geprüfte Betriebswirtin“ bzw. „Staatlich geprüfter Betriebswirt“ erreichen. Im Bereich der kaufmännischen Assistenten gibt es durch eine Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) die Möglichkeiten, schulische Teilleistungen in ein Bachelor-Studiums einzubringen.

Bis zur nächsten Zertifizierung in drei Jahren wollen beide Berufskollegs ihre Kompetenz in individueller Förderung weiter ausbauen. (Förderkonzept des Rudolf-Rempel-Berufskolleg als PDF-Datei)

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