Studenten untersuchen den Schweinemarkt

Verblüffende Ergebnisse beim "Econ"-Tag

Brackwede. Da staunte Egon Schäffer, Brackweder Bezirksamtsleiter, Bauklötze: „Nur 16 Prozent der Schweinemarktbesucher kommen wegen der Fahrgeschäfte, wer hätte das gedacht?“ Lediglich 10 Prozent reizt die Ferkelverlosung, 9 Prozent das Rahmenprogramm. Die mit 32 Prozent überwältigende Mehrheit besucht den Schweinemarkt, um Speis und Trank zu genießen. 64 Prozent hätten gerne eine Schlagerparty, die Altersgruppe, die sich von dem bisherigen Konzept am wenigsten angesprochen fühlt, ist die der 10- bis 19-Jährigen.

Zu diesen und anderen verblüffenden Erkenntnissen waren fünf Studenten des Rudolf-Rempel-Berufskollegs (RRB) gekommen. Ein Jahr lang hatten die jungen Leute im Rahmen einer Projektarbeit das traditionelle Brackweder Volksfest unter die Lupe genommen. Dazu befragte das Team insgesamt 222 Brackweder und erarbeitete schließlich ein Konzept zur Festgestaltung. Die Arbeit wurde jetzt zusammen mit 26 weiteren Projekten beim „Econ“-Tag im RRB der Öffentlichkeit präsentiert.

Alljährlich findet am Rudolf-Rempel-Berufskolleg (RRB) der „Econ“-Tag statt. Dann präsentieren die Studenten des zweiten Ausbildungsjahres zum staatlichen geprüften Betriebswirt ihre Projektergebnisse, an denen sie zuvor ein Jahr lang gearbeitet haben. Für Kooperationspartner – Firmen und Unternehmen aus OWL – erstellten die Studenten-Gruppen Analysen und Handlungsempfehlungen. Projekt-ende ist im Oktober.
Zu Beginn des „Econ“-Tages am Samstag lockerte Kabarettist Ingo Börchers („Die Welt ist eine Google“) die Zwerchfelle der Anwesenden im Foyer des RRB. Diese begrüßte Schulleiter Dr. Wolfgang Kehl „mit dem berühmten Spruch aus Hollywood“: „We proudly present the projects of our students.“

Stolz zeigte sich Kehl, dass „die Ergebnisse in der Praxis so hohe Akzeptanz finden“. Und er formulierte „die Botschaft“, „dass für die Unternehmen der Region kompetenter und leistungsfähiger Nachwuchs“ vorhanden sei.

Berufliche Aus- und Weiterbildung, die Vermittlung von Wissen, sei eine „lohnende Investition für die Gesellschaft“, betonte Bundestagsabgeordnete Lena Strothmann, Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.

Es sei wichtig, „wertvolle Bildungsressourcen auszuschöpfen“ und „den qualifizierten Nachwuchs zu fördern“. Eine Durchlässigkeit im Bildungssystem müsse den „Ein- und Aufstieg durch Leistung“ erlauben, weil „wir es uns nicht erlauben können, Talente zu verlieren.“

Mit einem ausgeklügelten Konzept machte sich die Gruppe um Sabrina Schattanik (28) an die Analyse des Brackweder Schweinemarktes – Projektpartner war das Bezirksamt. Schattanik: „Zuerst haben wir den Schweinemarkt mit anderen Veranstaltungen wie dem Pollhans verglichen.“

Um Datenmaterial zur Auswertung zu gewinnen, machte sich die Gruppe dann an eine Umfrage. Brackweder sollten befragt werden: nach Alter, Nationalität und Ortsteil geordnet und zunächst an der Haustür. „Da war sehr wenig Resonanz“, verriet Schattanik. Erfolg brachte dann der Brackweder Frühling: Hier traf die Gruppe auf 222 auskunftsfreudige Brackweder.

Einziger Wermutstropfen für die jungen Analytiker: Bereits Monate, bevor ihre Forschungen abgeschlossen waren, hatte der Brackweder Unternehmer Dieter Mühlenweg die kühne Idee, statt des Schweinemarktes Deutschlands frühestes Oktoberfest zu feiern.

Eine Idee, die dann bekanntlich mit viel Erfolg am letzten Augustwochenende umgesetzt wurde. „Bayerisches Flair“ im Festzelt oder „Bewirtung durch regionale Gaststätten“ – genau solche Handlungsempfehlungen hatten die Studenten auch ausgearbeitet. Dennoch zeigte sich Schäffer begeistert vom Engagement der Studenten und versprach: „Die Ergebnisse werden der Bezirksvertretung im November vorgelegt.“

|