Lebensretter gesucht

Fünf Studentinnen organisieren Typisierungsaktion gegen Leukämie VON THOMAS KOPSIEKDER

Brackwede. Von wegen Null-Bock-Generation. Wer immer noch glaubte, die jungen Leute von heute sähen ihren Lebenszweck in Party, Spaß und dem Verkonsumieren von Caffè Latte oder Prosecco, hat diese fünf jungen Studentinnen noch nicht kennengelernt.

Alla Brumm, Martha Neumann, Tatjana Tissen, Özlem Türkoglu-Ingin und Ewelina von Zweidorf absolvieren am Rudolf-Rempel-Berufskolleg ein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaft. Im Rahmen einer Projektarbeit, die die angehenden Betriebswirtinnen im dritten und vierten Semester anfertigen müssen, engagieren sie sich im Kampf gegen die heimtückische Krankheit Leukämie.

Und das nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Taten. Unter dem Motto „Suche Dich!“ organisieren die Studentinnen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Samstag, 31. Januar, eine Typisierungsaktion zur Gewinnung von Stammzellenspender.

Von 11 bis 15 Uhr kann man sich im Schüleraufenthaltsraum des Schulgebäudes An der Rosenhöhe 5 als potenzieller Lebensretter registrieren lassen. Warum man das tun sollte, erläutert Tatjana Tissen: „Alle 45 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland neu an Leukämie, darunter viele Kinder und Jugendliche. Für viele ist die Übertragung von gesunden Stammzellen die einzige Heilungsmöglichkeit“.

Einen passenden Spender zu finden, ist unglaublich schwer, da die Gewebemerkmale von Spender und Patient nahezu vollständig übereinstimmen müssen. Die Chance diesen genetischen Zwilling zu finden, liegen zwischen 1 : 20.000 und 1 : mehreren Millionen.

„Leider haben immer noch viele Menschen aus Unwissenheit heraus Angst davor, sich registrieren zu lassen“, beklagt Özlem Türkoglu-Ingin, „den Leuten ist nicht klar, dass sie mit einem winzigen Pieks Leben retten können“. Dabei sei das Ganze wirklich völlig ungefährlich und beanspruche auch nicht sehr viel Zeit. „Unter ärztlicher Aufsicht nehmen qualifizierte Krankenschwestern und -pfleger den potenziellen Spendern eine winzige Blutprobe ab, anhand derer dann erste Gewebemerkmale bestimmt werden können, das ist schon alles,“ macht Alla Brumm deutlich, dass Vorbehalte, Befürchtungen oder gar Ängste völlig unbegründet sind.

Warum sollten man auch Angst haben, sich an einer Aktion zu beteiligen, deren Schirmherren so prominente Leute wie Oberbürgermeister Eberhard David und Polizeipräsident Erwin Südfeld sind? „Wir haben die beiden gefragt, ob sie die Schirmherrschaft übernehmen wollen, und sie haben spontan ja gesagt“, berichtet Ewelina von Zweidorf. Ob die beiden sich auch selbst pieksen lassen, steht noch nicht fest. „Wir hoffen es aber“, meint Tatjana Tissen schmunzelnd. Andere Prominente hätten aber schon ihr Kommen zugesagt. „Unter anderem der Präsident von Arminia Bielefeld, Hans-Hermann Schwick“, verrät Martha Neumann.

Jetzt sind die fünf engagierten jungen Frauen mächtig gespannt, wie viele Bielefelder ihrem Aufruf folgen. „Wir hoffen auf mehrere hundert“, sagt Tajana Tissen, „freuen uns aber auch, wenn zehn kommen“.

Die Stammzellenspende

Über 1,9 Millionen Spender sind mittlerweile bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert. Spenden kann jede(r) im Alter von 18 bis 55 Jahren, die oder der bei guter Gesundheit ist. Die Stammzellen befinden sich in hoher Anzahl im Knochenmark (nicht Rückenmark) des Beckenkamms. Es gibt zwei verschiedene Verfahren, Stammzellen zu spenden: Die periphere Stammzellenentnahme, bei der die Zellen über ein spezielles Verfahren direkt aus dem Blut gewonnen werden, und die Knochenmarkentnahme. Diese wird unter Vollnarkose durchgeführt, der Spender bleibt für 2 bis 3 Tage im Krankenhaus. Beide Verfahren sind für die Spender nahezu völlig risikofrei.

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