Russen sind beeindruckt

Zehn Studenten und drei Lehrer aus Nowgorod besuchen Rudolf-Rempel-Berufskolleg

Die deutschen Teilnehmer des Austauschprojekts verabschieden sich nach zwei Wochen wieder von der russischen Delegation aus Welikij Nowgorod. Im September 2015 soll der Gegenbesuch erfolgen.

B r a c k w e d e (WB). Politisch sind die deutsch-russischen Beziehungen momentan durch Konflikte geprägt, doch diese Diskrepanzen müssen sich nicht auf zwischenmenschliche und soziale Kontakte übertragen. Das beste Beispiel für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland bildet seit 2008 das Auslandspraktikumsprojekt des Rudolf- Rempel-Berufskollegs.
Durch einen Austausch von deutschen und russischen Berufsschülern und Studenten sollen dabei die interkulturelle Kompetenz gefördert und eine Verbesserung der beruflichen Chancen erreicht werden.

 Im Rahmen dieses Projektes können Schüler des Brackweder Kollegs ein Auslandspraktikum mit kaufmännischem Schwerpunkt in der Bielefelder Partnerstadt Welikij Nowgorod machen, aus der wiederum Studenten der Staatsuniversität und des angegliederten Kollegs nach Bielefeld kommen. In den vergangenen zwei Wochen waren zehn Studenten und drei Lehrkräfte aus Russland zu Gast in Brackwede, um dort Praktika im Rudolf-Rempel- Berufskolleg selbst, aber auch in Speditionsfirmen, Hotels und Kliniken zu absolvieren.
»Die Schüler zeigten sich vor allem vom dualen Ausbildungssystem begeistert, das es so in Russland nicht gibt. Und auch das Thema Inklusion, das jetzt gerade in Russland sehr aktuell ist, war von Interesse«, erzählt Projektkoordinatorin Genia Gunkewitsch. Bei einer Unterrichtshospitanz konnten die Studenten mit Schulsozialarbeitern über die Inklusion diskutieren. »Deutschland ist viel weiter bei diesem Thema. In Russland bevorzugen die Eltern behinderter Kinder Sonderschulen «, berichtet die aus Nowgorod stammende Tatiana Abramova. Und die russische Lehramtsstudentin Diana Ivanova entdeckte darüber hinaus weitere Unterschiede im Schulalltag. »Ich war überrascht, wie viele Schüler sich im Unterricht melden. Hier ist alles viel lockerer, bei uns ist das eher streng«, sagt die 21-Jährige. Für die deutschen Schüler des Berufskollegs war der erste Kontakt mit den russischen Gästen schon eine gute Vorbereitung auf ihren eigenen Auslandsaufenthalt im September kommenden Jahres. Zwar wissen die zehn deutschen Teilnehmer noch nicht, wo sie ihr Praktikum genau absolvieren werden, doch erste kulturelle Austausche fanden bereits statt.
»Ich hatte bisher überhaupt keine Beziehung zu Russland, aber immer schon ein großes Interesse an dem Land. Durch meine Austauschpartnerin habe ich jetzt immerhin immerhin ein paar russische Wörter gelernt«, erzählt Dorit Wolter. Die 16-Jährige revanchierte sich für den Sprachunterricht mit typisch deutschen Aktivitäten. »Wir waren zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Den gibt es nämlich in Russland nicht. Und einen Adventskalender hat meine Austauschschülerin auch mitgenommen – den kannte sie nicht.« 

Von Kerstin Panhorst (Text und Foto)

 

 

 

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