Vom Schüler zum Abgeordneten

Knapp 100 Mädchen und Jungen simulieren im Rathaus das Europäische Parlament

Zu Besuch in Bielefeld: Ministerin Angelica Schwall-Düren mit Oberbürgermeister Pit Clausen sowie Benjamin Altrogge und David Schrock (v. l.) von den Jungen Föderalisten Nordrhein-Westfalen. Die Schüler im Hintergrund sind schon startklar. FOTOS: WOLFGANG RUDOLF

Auf der großen Bühne: Julia Marie Vehmeyer am Mikro, die anderen hören zu.

VON ARIANE MÖNIKES

Bielefeld. Wie fühlt man sich als Abgeordneter des Europäischen Parlaments? Das konnten Jugendliche beim "Planspiel Europa" im Bielefelder Rathaus herausfinden. Sechs Schulen aus OWL, darunter auch das Rudolf-Rempel-Berufskolleg und die Tieplatzschule, haben mitgemacht - und schlüpften im Ratssaal einen ganzen Tag lang in die Rollen von Abgeordneten.

Bei der Simulation sollten Entscheidungsprozesse in der Europäischen Union (EU) veranschaulicht werden, sagt Benjamin Altrogge von den Jungen Föderalisten NRW (JEF NRW), die die Simulation gemeinsam mit der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW, Angelica Schwall-Düren (SPD), veranstaltet haben.

"Wir wollen Europa in die Region bringen", sagt Altrogge. Das hat geklappt: Knapp 100 Schüler haben mitgemischt, drei davon aus der Tieplatzschule, erste Förderschule in NRW mit dem Titel Europaschule.

Schulleiter Gerwin Heinrich war ganz begeistert von dem Planspiel: "Für unsere Schüler ist dieser Tag ein Highlight."

Für Politik würden sich heute nicht mehr viele junge Leute interessieren, sagt Heinrich. Deshalb sei es gut, dass sie auf diese Art und Weise an das Thema herangeführt werden, so Heinrich. Er habe seine Schüler vorher für die Aufgabe vorbereitet - und erst einmal erklärt, für was die einzelnen Parteien überhaupt stehen. Denn vor der Simulation wurden die Teilnehmer einer Fraktion zugeordnet, aus ihrer Mitte wählten die Fraktionsmitglieder einen Vorsitzenden. Nach Fraktionsberatungen am Morgen gab es zwei Plenumssitzungen am Nachmittag. Ein langer Tag für die Schüler - Angelica Schwall-Düren: "Aber spannend."

Erwünscht war eine lebhafte Debatte in gutem Ton - und die gab es auch: Die Themen Asylpolitik, Jugendarbeitslosigkeit und Datenschutz kamen auf den Tisch. Altrogge: "Themen, mit denen die Schüler auch was anfangen können."

Die Delegierten hatten aus den einzelnen EU-Ländern die Vorschläge der Resolution bearbeitet und zu jedem Thema eine Formulierung gefunden. Oberbürgermeister Pit Clausen lobte das Projekt: "Hier wird Europa nicht nur theoretisch aufgearbeitet, sondern auch erlebbar gemacht."

Julia Marie Vehmeyer (17), Schülerin am Friedrich-List-Berufskolleg in Herford, fand den Tag als Abgeordnete spannend: "Wir wurden super informiert und konnten dementsprechend gut vorbereitet in die Sitzungen gehen."

Mit ihren "Parteifreunden" hatte Julia am Morgen über die Asylpolitik diskutiert. Nicht nur in der Rolle der Abgeordneten, auch sie selbst steht für eine gemeinsame Flüchtlingspolitik in Europa. Deshalb sei es ihr auch nicht schwer gefallen, für die Meinung "ihrer Partei" einzutreten.

Schwall-Düren war extra für die Veranstaltung nach Bielefeld gekommen. Sie weiß: "Wir brauchen junge Menschen, die jung, kreativ und gut ausgebildet sind und sich für Europa aussprechen."

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