Berufskollegs - die unbekannte Größe

Die mit Abstand meisten Schüler besuchen sie,

doch viele Menschen können wenig mit ihnen anfangen

Stehen für Durchlässigkeit: Christiane Wauschkuhn (Rudolf-Rempel), Jörg Weber (CSB Wirtschaft/Verwaltung), Mike Nolte (CSB Handwerk/Technik), Jürgen Ackermann (BK Senne), Marion Friese-Ruff (Maria-Stemme) und Eberhard Bolte (CSB Metall/Elektrotechnik), v. l. - sie leiten die größten Bielefelder Berufskollegs.

von KURT EHMKE

Bielefeld. Sie sind eine Macht - eine, mit der viele wenig anfangen können: die Bielefelder Berufskollegs. Nicht die Grundschulen (11.205 Schüler) oder die Gymnasien (6.574) haben in Bielefeld die meisten Schüler, sondern mit großem Vorsprung die Berufskollegs. Fast 18.000 Jugendliche und junge Erwachsene besuchen sie - darunter viele aus dem Umland, viele in Teilzeit. Die Gleichung "Berufskolleg gleich Berufsschule" ist dabei ein Irrtum. Das Duale System sei "nur ein Standbein", sagt Christiane Wauschkuhn vom Rudolf-Rempel-Berufskolleg.
Weil sie den Eindruck nicht loswerden, dass zu viele Menschen zu wenig über Berufskollegs wissen, gehen die Leiter der größten Kollegs jetzt in die Offensive - eine Info-Offensive. Sie laden erstmals vor dem Anmeldezeitfenster im Februar zur Info-Woche ein. Los geht's am Samstag (Info-Kasten). Das Motto: "Punktgenau in Bielefeld - für jeden Abschluss einen Anschluss."

Ein Motto, zu dem Wauschkuhn sagt: "Für jeden Schüler haben wir ein Angebot, das auf ihn zugeschnitten ist." Jeder, ob ohne Hauptschulabschluss oder mit Abitur, kann an den Berufskollegs seinen Weg gehen - immer nah am Berufsfeld entlang. Dabei sehen sich die Schulen längst als Partner und nicht, wie früher, als Konkurrenten.

Richtig sei gewesen, dass die Stadt vor Jahren die Berufskolleg-Landschaft geordnet hat. Marion Friese-Ruff vom Maria-Stemme-Berufskolleg: "Wir haben jetzt eigenständige Berufsfelder mit eigenen Schwerpunkten." Folge: "Wer sich bei einem von uns meldet, dem sagen wir das passende Berufskolleg und den passenden Ansprechpartner - da gerät keiner erst wieder an das Schulsekretariat." Jürgen Ackermann vom Berufskolleg Senne: "Wir können uns von Werbung freimachen und offen beraten."
Wichtig sei die große Durchlässigkeit: "Allgemeinbildende Schulen schulen ab, wir schulen um", betont Mike Nolte vom CSB für Handwerk/Technik. Wauschkuhn: "Bei uns rutscht keiner durch, solange er selbst lernen will." Wer sich informiere, merke, dass die Angebote der Kollegs "hochkompliziert sind", sagt Ackermann, "aber auch hoch durchlässig".

Stehen für Durchlässigkeit: Christiane Wauschkuhn (Rudolf-Rempel), Jörg Weber (CSB Wirtschaft/Verwaltung), Mike Nolte (CSB Handwerk/Technik), Jürgen Ackermann (BK Senne), Marion Friese-Ruff (Maria-Stemme) und Eberhard Bolte (CSB Metall/Elektrotechnik), v. l. - sie leiten die größten Bielefelder Berufskollegs.

Obwohl die Berufskollegs beim Blick auf die Schülerzahlen keine Not haben, grenzen sie sich doch deutlich ab. Friese-Ruff: "Für viele Jugendliche ist es eine große Last, dass ihre Eltern unbedingt das Abitur für sie wollen." Eberhard Bolte vom CSB Metall/Elektrotechnik: "Es gibt einen Trend zur Höherbildung." Friese-Ruff: "Wir sagen den Schülern und Eltern: ,Bei uns könnt Ihr nichts falsch machen.'" Zumal es eine große Nähe zur Wirtschaft gebe. "Wir bekommen viel Rückmeldung aus den Betrieben, weil unsere Lehrer in allen Prüfungsausschüssen des Dualen Systems sitzen", betont Wauschkuhn.

Mit der Info-Woche werben die Schulleiter, weil sie zeigen möchten, "was hinter den vielen Angeboten steht", sagt Friese-Ruff. Ihr Kollege Jörg Weber vom CSB Wirtschaft/Verwaltung fragt: "Wer weiß denn schon, welche Berufsfelder sich hinter den einzelnen Begriffen verbergen?"


Info: Aktionswoche

  • Samstag, 23. November, von 10 bis 14 Uhr: Tag der offenen Tür am Maria-Stemme-Berufskolleg - für Eltern und Schüler (Sek. I)
  • Dienstag, 26. November, ab 8.30 Uhr: Realschultag am Rudolf-Rempel-Berufskolleg und am Berufskolleg Senne. Realschüler der Klasse 10 und ihre Lehrer sind angesprochen.
  • Dienstag, 26. November, von 17.45 bis 21 Uhr: Themenabend am Rudolf-Rempel-Berufskolleg mit dem Titel "Erfolgreich exportieren macht Schule". Es geht um Markenpiraterie und Wirtschaftsspionage und die Herausforderungen für die Produktpolitik. Angesprochen sind alle - vor allem Ausbildungsbetriebe und Kooperationspartner, Lehrer und Fachschüler.
  • Mittwoch, 27. November, ab 8.30 Uhr: Realschultag am Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung - für Realschüler der Klasse 10 sowie ihre Lehrer.
  • Donnerstag, 28. November, ab 19 Uhr: Info-Abend zum Wirtschaftsgymnasium und zum neuen "Beruflichen Gymnasium Informatik" am Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung - Eltern und Schüler der Sek. I sind angesprochen.
  • Freitag, 29. November, von 13 bis 17 Uhr: Tag der offenen Tür am Berufskolleg Senne - für Eltern und Schüler der Sekundarstufe I.
  • Gesamte Woche vom 23. bis zum 29. November: An allen Berufskollegs besteht die Möglichkeit, in kleinen Gruppen am Unterricht teilzunehmen sowie Schulführungen zu erhalten - die Kollegs bitten um Anmeldung im jeweiligen Schulbüro.

 

Kontakt: Telefonnummern

  •   CSB Metall/Elektrotechnik: Tel. (05 21) 51 24 10
  •   CSB Handwerk/Technik: Tel. (05 21) 51 24 12
  •   CSB Wirtschaft/Verwaltung: Tel. (05 21) 51 24 24
  •   Maria-Stemme-Berufskolleg: Tel. (05 21) 51 24 18
  •   Berufskolleg Senne: Tel. (05 21) 51 56 10
  •   Rudolf-Rempel-Berufskolleg: Tel. (05 21) 51 54 10

 

 

Neue Westfälische  -  21.11.2013

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