Viel Applaus für Poetry-Novizen

Fünf Brackweder Schüler eröffnen Abend mit Szene-Stars

Trauen sich auf die Bühne: Elisa Krüger (v. I.), Emel Aboulkasem, Siliva Ak, Claudia Kliczny und Vinzent Kreidel aus der höheren Handelsschule des Rudolf-Rempel-Berufskollegs haben mit eigenen Texten in der Brackweder Realschule den ersten Auftritt ihres Lebens. FOTOS: SIBYLLE KEMNA

Locker und witzig: Slammer Torsten Sträter.

VON SIBYLLE KEMNA

Brackwede. Ein voller Erfolg war der Poetry-Abend der neuen Initiative "Cultur.Konsum" am Sonntag im Theatersaal der Realschule. Mehr als 300 Besucher genossen die poetischen und witzigen Texte der Slam-Stars Torsten Sträter, Pauline Füg und Sven Stickling. Den Anfang hatten fünf Schüler gemacht und viel Beifall geerntet.

75 Schüler des Rudolf-Rempel-Berufskollegs hatten in Workshops im Dezember und Januar von Karsten Strack alles Wissenswerte zum Poetry-Slam erfahren, eigene Texte geschrieben und die von anderen verbessert. Vier Schülerinnen und ein Schüler trauten sich auch den letzten Schritt: den Auftritt vor vielen Menschen. Sie lernten im Vorfeld Techniken der Bühnenpräsentation, trugen ihre Texte im Deutschunterricht vor und feilten noch einmal an ihren Texten.

"Das ist Wahnsinn, wir sind meganervös", erklärten die 16- und 17-Jährigen, die mit flauem Magen beobachteten, wie sich die Aula immer mehr füllte. Moderator Karsten Strack sorgte dafür, dass die mutigen Novizen mit großem Applaus begrüßt wurden.

Claudia Kliczny prangerte in ihrem Text die Gedankenlosigkeit der Europäer an, die mit dem Kauf von Billigprodukten die Ausbeutung von Menschen in ärmeren Ländern unterstützen. "Ich möchte meine Gefühle rüberbringen und darüber sprechen, womit ich mich in meiner Freizeit auseinandersetze", schilderte sie ihre Motivation für diesen Auftritt.

"Es geht uns zu gut, um andere zu verstehen", meinte auch Emel Aboulkasem, die die Kinderarbeit als "traurige Wahrheit" bezeichnete. Ihr Text war rhythmischer, hatte immer wieder einen Reim und erinnerte stärker an Poetry-Slam-Vorbilder. Die junge Türkin appellierte an Menschlichkeit und Ehrlichkeit gegen das Unrecht auf Erden.

Als einziger Junge hatte Vincent Kreidel den lockeren und witzigen Part übernommen. Er schilderte den ersten Urlaubstag einer Busreise nach Italien und sorgte mit kleinen Beobachtungen und Überzeichnungen für viele Lacher. "Ich hab noch ganz schön an meinem Text gearbeitet und viele Anregungen bekommen", berichtete er anschließend.

Ihre Mitschüler und Mitmenschen motivieren will Elisa Krüger. "Halte fest an deinen Träumen, hab keine Angst, zu versagen", ermunterte sie ihre Zuhörer. "Tu jetzt was dafür, dass du in ein paar Jahren sagen kannst: Ich habe meinen Traumjob." Sie findet, wie die anderen, dass der Auftritt sich gelohnt hat. "Ist mal eine coole Erfahrung."

Als Jesidin zeigte sich Silvia Ak stolz auf ihr Volk mit jahrtausendealter Tradition. Was ihrem Volk in Kurdistan derzeit geschieht, macht sie wütend. "Diese Wut platzt aus mir raus", erzählt sie und beklagt, in den Fernsehberichten werde nur sehr unzureichend berichtet.

Nach diesen vorwiegend politischen und ernsten Texten gab es eine Pause, bevor die Profis den übrigen Abend mit ihren Darbietungen gestalteten und auch dem Nachwuchs so manche Anregung boten.

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01 - Bielefeld West, Dienstag 10. März 2015

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