Nachwuchs der Wortakrobaten

Schüler stehen gemeinsam mit Profis zum ersten Mal beim Poetry-Slam auf der Bühne

Standen am Sonntagabend zum ersten Mal mit ihren Texten und dem Mikrofon auf der Bühne der Realschule Brackwede (von links): Elisa Kröger (16), Emal Aboulkasem (17). Silvia Ak ( 17), Klaudia Uliczny (17} und Vincent Kreidel (17).

Von Mike-Dennis Müller

Brackwede (WB). Ganz schön aufgeregt sind die fünf Schüler des Rudolf-Rempel-Berufskollegs gewesen, die am Sonntagabend ihren ersten Poetry-Slam-Auftritt hatten. Die 300 Besucher in der Aula der Realschule Brackwede würdigten den großen Mut mit viel Applaus.

Drei Schulklassen der Höheren Handelsschule des Berufskollegs hatten sich seit Dezember mit dem

Thema Poetry auseinandergesetzt (das WESTFAl.EN-Blatt  berichtete). ln Workshops lernten die Jugendlichen. was so ein Poetry Slam überhaupt ist und wie man eigene Texte dafür schreibt.

ln der Aula der Realschule erklärte auch Moderator Karsten Strack, selbst erfahrener Poetry-Slam-Macher, dem Brackweder Publikum noch einmal die Grundlagen. „Im Prinzip reichen für einen Poetry-Slam eine Bierkiste und ein lautes Organe“, sagte er. Oft fänden die Veranstaltungen schließlich auch in kleinerem Rahmen statt. Erlaubt sei dabei fast alles – so lange die Texte selbst geschrieben seien, man nicht durchgehend singe, tanze oder Aufsehen erregende Kostüme dabei trage.

Die Schüler hatten sich dem Poetry-Slam ausführlicher genähert. Da viele von ihnen tatsachlich noch nie zuvor etwas von der immer populärer werdenden Szene gehört hatten, schauten sie sich gemeinsam Videos im lnternet an. Zahlreiche Übungen sollten Ihnen dann vor allem das Schreiben eigener Texte erleichtern. „Wir haben anfangs zum Beispiel einfach gelernt, Gegenstände präzise in unseren Worten zu beschreiben“, erzählt Klaudia Uliczny. Erst später sei es dann darum gegangen, vollständige Texte zu schreiben.

Fünf der anfangs noch 75 Schüler trauten sich schließlich, ihre Texte auch einem größeren Publikum zu präsentieren – trotz ihrer großen Nervosität. Thematisch widmeten sich vier Schüler der Sozialkritik. Sie prangerten mal mehr und mal weniger poetisch die Missstände auf der Welt an. Nur Vinzent Kreidel verzichtete auf den erhobenen Zeigefinger und berichtete lieber von einem Italienurlaub.

Nach den Auftritten der Schüler zeigten auch drei erfahrene Profis noch einmal, was bei einem Poetry-Slam alles möglich ist. Torsten Sträter, Pauline Füg und Sven Stickling lasen gleich mehrere Texte. „Als ich damals mit dem Schreiben angefangen habe, gab es solche Workshops noch nicht“, erzählte Pauline Füg. „Das schöne am Slam ist ja, dass man seinen Texten mit der eigenen Stimme noch eine weitere Dimension verleiht und vom Publikum dann eine direkte Rückmeldung bekommt.“

Workshop und Auftritt in der Realschule fanden im Rahmen der Interessengemeinschaft Culturkonsum statt und wurden mit Sponsorengeldern in Höhe von 1800 Euro unterstützt. „Wir sind begeistert und würden das gerne wiederholen“, sagte Sprecherin Tanja Meuthen Copertino.

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