Was Europa vor Ort leistet

Rudolf-Rempel-Berufskolleg beteiligt sich an Projekt zur EU-Förderung

Werben für die EU: Günter Garbrecht (v. l.), Martin Heyd, und Thomas Heineke.

Von Katy Hackel

Brackwede. Was fördert die Europäische Union (EU) vor Ort? Ganz genau wissen das die Schüler am Rudolf-Rempel-Berufscolleg nicht, und das, obwohl sie an einer Europaschule lernen. Das Projekt "Europa im Blick" soll sie und andere in Ostwestfalen-Lippe aufklären.

"Die EU fördert viel", sagt Thomas Heineke von der Gesellschaft für Europa- und Kommunalpolitik (GEKO). Die GEKO habe sich aufgrund der schlechten Beteiligungen an der Europawahl 2004 in Brandenburg gegründet. "Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, für die EU Öffentlichkeitsarbeit zu machen", sagt Heineke.

Denn die Menschen wüssten nicht, was die EU leistet, weil es oft nicht kommuniziert und beworben wird. "Sie halten vieles für eine Leistung der Kommune, aber es ist nicht alles von der Stadt Bielefeld - nicht nur." Große Anteile stammen aus Töpfen der EU. Davon wollen er und Kollegen Schüler - potenzielle Wähler - überzeugen.

In Brandenburg hat die GEKO im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten Brandenburg mittlerweile 13.000 Schüler an 100 Schulen besucht - mit guten Ergebnissen: "Evaluationen haben ergeben, dass der Bekanntheitsgrad der EU-Fördermittel in der Zielgruppe gestiegen sind", sagt Heineke. Erfolge, die Wolfram Kuschke, ehemaliger Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien, auch in "seinem" Bundesland Nordrhein-Westfalen erzielen wollte. "Er wurde auf uns aufmerksam und initiierte ein einjähriges Pilotprojekt in NRW."

So werden seit April zwanzig Schulen in NRW - darunter sechs in OWL - besucht. Gestern war Heineke zum ersten Mal in Bielefeld, am Rudolf-Rempel-Berufskolleg. Dort hat er zwei Stunden lang den Unterricht einer Europaklasse der Höheren Handelsschule mitgestaltet. "Im ersten Teil bekommen die Schüler die Basics vermittelt", sagt Heineke. Das seien Fakten zur Entstehung und Wirkungsweise der Europäischen Union. Im zweiten Teil gehe es dann um die Frage: Was fördert die EU in unserer Region?

"In Bielefeld sind das 593 verschiedene Projekte", sagt Günter Garbrecht, SPD-Landtagsabgeordneter in NRW, der das Projekt unterstützt. "Ich finde es wichtig, dass Jugendliche mit der EU künftig mehr positive Aspekte verbinden", sagt er, erhalte Bielefeld schließlich mehr als 40 Millionen Euro Fördermittel allein aus dem Sozialfonds (ESF) der EU.

Diese fließen beispielsweise in das Projekt "Perspektive 50plus" des Jobcenters, in die Wohnungslosenhilfe und in die Bürgerarbeit.

"Die Schüler haben gestaunt, als sie das hörten", sagt Martin Heyd, stellvertretender Schulleiter am Rudolf-Rempel-Berufskolleg. "Die Experten von außen haben die EU für die Jugendlichen erlebbarer gemacht." Heyd hoffe deshalb, dass das Projekt nach der Pilotphase langfristig und regelmäßig an seiner Schule stattfinden wird. "Darüber ist noch nicht entschieden", entgegnet Heineke. Egal - Günter Garbrecht bietet sich schon als Helfer an. "Ich möchte sehr gerne mit den Schülern im Unterricht über Europa sprechen", sagt er. "Und stelle Kontakte zu EU-Experten her."


Neue Westfälische  -  19.11.2013

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