Szenarios für 2025 entwickelt

Deutsch-türkisches Schüleraustauschprojekt gestartet

Kreativer Austausch: Schülerinnen und Schüler eines deutsch-türkischen Austauschprojekts (mit ihren Lehrern) treffen sich zur Szenario-Entwicklung und zur Netzwerkbildung im Rudolf-Rempel-Berufskolleg. FOTO: DOREEN KOSCHNICK

VON DOREEN KOSCHNICK

Brackwede. Seit Ende 2012 beschäftigen sich Schüler des Rudolf-Rempel-Berufskollegs (RRBK) in Bielefeld und eines Gymnasiums in Izmir (Türkei) mit möglichen zukünftigen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Jetzt waren zwölf Schülerinnen und Schüler aus Karsiyaka/Izmir für eine Woche zu Gast, um gemeinsam mit den Bielefelder Wirtschaftsgymnasiasten unter dem Projekttitel „Türkei – Deutschland 2025 – ein Szenario“ Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

Die Zwischenergebnisse ihrer Projektarbeit präsentierten sie gestern Vormittag. Zuvor hatten sich die Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren intensiv mit politischen, geographischen und historischen Themen des jeweils anderen Landes beschäftigt, so zum Beispiel den Reisezielen der Deutschen, der Wiedervereinigung, der Einführung des Euro, dem jeweiligen Schulsystem, den türkischen Einwanderern in Deutschland sowie mit der Biographie von Mustafa Kemal Atatürk, der Wirtschaftsstruktur der Türkei, den politischen Parteien und der Bedeutung des Tourismus in der Türkei.

Mit der sogenannten Szenario-Methode entwickelten die Schüler anschließend in deutsch-türkisch-gemischten Gruppen zwei Extremszenarien (ein positives und ein negatives) zu den selbstgewählten Themenbereichen Tourismus, Kultur, Politik, Ökonomie, Umwelt/Natur und Militär. Die Palette reichte dabei von der szenischen Darstellung über den Kurzfilm bis hin zu Tanz und Gesang. Deniz, Cankat, Christian und Amerigo stellten in einem Video eine fiktive Superpille vor, nach deren Einnahme man jede Fremdsprache der Welt sprechen kann. Das Problem der Sprachbarriere zog sich durch nahezu alle Darbietungen. Alicia, Melis, Irem und Tom trugen Gründe für Missverständnisse, Gewalt, Hass, Vorurteile und Verständigungsprobleme in „No good thing to do“ gesanglich zur Gitarre vor. Andrea, Michael, Öykü und Damla hatten eine Volkstanz-Choreographie eingeübt und forderten Lehrer und Schüler zum Mittanzen auf.

Die Politikgruppe befasste sich mit Erziehung und Bildung am Beispiel des Lebenslaufs des Grünen-Politkers Cem Özdemir. Warum der EU-Beitritt der Türkei immer wieder scheitert, führten Florian, Max, Buse und Ekin in einem Stop-Motion-Video mit den Flaggen der Türkei und Europas, die einfach nicht zusammenfinden und sich immer mehr voneinander entfernen, vor Augen.

Beim Gegenbesuch (10. bis zum 17. Mai) in Izmir wollen die Schüler gemeinsam das sogenannte Trendszenario entwickeln, „das irgendwo in der Mitte zwischen den beiden Extremen angesiedelt sein wird“, so Projektkoordinator Heiner Flottmann. Ziel der gemeinsamen Arbeit sei unter anderem das Kennenlernen der anderen Kultur und die Förderung interkultureller Kompetenzen.

 

Finanzielle Unterstützung

Organisiert wird das deutsch-türkische Schüleraustauschprojekt von den deutschen Kollegen Heiner Flottmann, Gerlinde Timmermann und Gert Wittig sowie den Kolleginnen der türkischen Partnerschule Emine Öyüke, Yasemin Yardim Palamutlu und Naime Cildir. Inhaltlich begleitet und finanziell unterstützt wird das Projekt in Deutschland von der Robert-Bosch-Stiftung und dem Förderverein des Rudolf-Rempel-Berufkollegs. In der Türkei finanzieren Sponsoren Bustouren und Eintrittsgelder.

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