Die Grafik aus der Weinkiste

Studenten des Rudolf-Rempel-Berufskollegs präsentieren beim Econ-Tag die Ergebnisse ihrer Projektarbeit

Mit der Grafik in der Weinkiste präsentieren die Studenten (von links) Svetlana Neufeldt, Patrick Baltruschat, Dina Dallmann, Iryna Farhang, Nadine Jungmann und Olga Baltruschat dreidimensional die Ergebnisse einer Umfrage zum Wohnen im Alter in Augustdorf.

Zahlenspiele sportlich verpackt: Alexander Billinger (von links), Danny Khosla, Seyhan Kimik und Daniel Farthmann haben ein Kommunikationskonzept entwickelt, um die Sportart Lacrosse populärer zu machen.

Wollen die Ausbildung beim Rettungsdienst verbessern (von links): Nicole Ackmann, Beata Dylak, Heiner Hofmann (Geschäftsführer Rettungsdienst Bielefeld), Sarah Robinson und Britta Schweingruber.

Von Peter Bollig
(Text und Fotos)

B r a ck w e d e (WB). Werglaubt, der Weg zum staatlich geprüften Betriebswirt führe vor allem über Bilanzen und Berechnungen, der irrt. Der Econ-Tag am Rudolf-Rempel-Berufskolleg zeigt: Dieser Weg führt auch auf Sportplätze und manchmal sogar in den Rettungswagen.

Im Raum A304 des Berufskollegs geht es an diesem Tag sportlich zu: In einer Ecke steht ein Tor, junge Männer im Trikot tragen Helme und merkwürdige Sportgeräte, eine Art Schläger mit Korb. Es geht um die Sportart Lacrosse: »Eine Mischung aus American Football und Hockey«, erklärt Danny Khosla. Mit Alexander Billinger, Daniel Farthmann und Seyhan Kimik will er diese Sportart, die in Kanada ihre Wurzeln hat, populärer machen. Gut ein Jahr lang haben sie daran gearbeitet, im Auftrag der Bielefelder Turngemeinde (BTG), die eine Lacrosse-Abteilung hat, dafür ein Konzept zu erstellen. Das Ergebnis ihrer Projektarbeit präsentieren die Studenten am Econ-Tag der Öffentlichkeit, so wie 31 weitere Gruppen ihre Arbeiten auch.

 Econ ist die Kurzform für Economy (Wirtschaft) und markiert das Ende der Projektphase, die für die jungen Leute an der Fachschule für Wirtschaft einen Teil ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Betriebswirt darstellt. »320 Stunden arbeiten sie im Team für ein Unternehmen an einem Projekt«, erläutert Lehrerin Marita Haase. In der Regel suchen sie sich demnach eine Firma und eine Aufgabenstellung, analysieren und geben Handlungsempfehlungen, die sie am Econ-Tag wie auf einer Messe präsentieren.

Beim Lacrosse-Projekt haben die Studenten festgestellt: Der Sport ist noch wenig bekannt. Ein Kommunikationskonzept soll der BTG helfen, neue Mitglieder und Sponsoren zu gewinnen. Dafür soll die BTG beispielsweise Schulprojekte initiieren oder Flugblätter entwickeln.

Um Verbesserungen in der Ausbildung beim Rettungsdienst geht es im Projekt von Nicole Ackmann, Beata Dylak, Sarah Robinson und Britta Schweingruber. Die vier Frauen arbeiten bereits im Gesundheitswesen und machen berufsbegleitend ihre Weiterbildung zum Betriebswirt. Im Auftrag der Rettungsdienst Bielefeld gGmbH, die in Bielefeld mit ihren Notarzt-und Rettungswagen die Notfallversorgung sicherstellt, haben sieuntersucht, wie zufrieden die Auszubildenden und Mitarbeiter sind. Dafür sind sie in die Rettungswagen gestiegen, haben Umfragen gemacht. Ihr Ergebnis: Die Befragten finden ihren Beruf attraktiv, aber es gibt Verbesserungsmöglichkeiten. Zum Beispiel bei der Kommunikation, wie Nicole Ackmann erläutert, denn die Analyse habe gezeigt, dass der Informationsfluss manchmal stockt. Gleichzeitig fehle es an Präventionsmaßnahmen hinsichtlich der körperlichen und seelischen Belastung. Wie es ist, einen gut 70 Kilogramm schweren Patienten auf eine Trage zu heben, können die Besucher des Econ-Tagesgleich mal ausprobieren.

Heiner Hofmann, Geschäftsführer der Rettungsdienst Bielefeld gGmbH, stellt sich gerne der Kritik: »Wir gehen offen damit um«, erste Handlungsempfehlungen aus dem Projekt seien bereits umgesetzt worden.

Die Umsetzung eines weiteren Projektes steht noch aus: Für die Gemeinde Augustdorf haben sechs Studenten mit Umfragen unter den älteren Bürgern analysiert, wie sie im Alter wohnen möchten – im Altenheim, in seniorengerechten Wohnungen, im betreuten Wohnen oder in einer Wohnung mit Pflege-angeboten. » Es gibt einen Bedarf an seniorengerechten Wohnungen«, erläutert Nadine Jungmann das Ergebnis. Gleichzeitig haben die sechs jungen Leute festgestellt, dass das Altenheim als Wohnform ein schlechtes Image hat. »Das kann man verbessern«, meint Iryna Farhang.

Die Empfehlung der Gruppe an die Gemeinde Augustdorf, Häusermit seniorengerechten, also barrierefreien Wohnungen zu bauen, steht nicht im luftleeren Raum. Die Gemeinde habe tatsächlich vor, Wohnraum für Senioren zu schaffen. Aber sie habe bislang nichtgewusst, welche Art von Wohnraum. Die Ergebnisse ihrer Umfragen präsentieren die Studenten auf ungewöhnliche Weise dreidimensional: In Weinkisten haben sie – wie in einem Puppenhaus – Figuren aufgestellt, die diejenigen zeigen, die im Alter in Augustdorfbleiben, und diejenigen, die die Gemeinde verlassen möchten und dazu Grafiken hineingeklebt.

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