Schulklo wird zum Profitcenter

Schülerfirma sorgt für Wohlgerüche und Musikberieselung auf dem Stillen Örtchen VON THOMAS KOPSIEKER

Senne/Brackwede. „Pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht“). Diese sinnige alte lateinische Spruchweisheit könnte das Motto einer in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen kleinen Firma sein, die jetzt auf dem Gelände der Realschule Senne ihren Betrieb aufgenommen hat. 19 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe haben sich als frischgebackene Jungunternehmer vorgenommen, einen Teil der Schultoiletten zu einer Art Profitcenter zu machen. „Dek00“ nennt sich die Firma, deren Namenslogo bereits auf raffinierte Weise den Geschäftszweig verrät: Die beiden Nullen haben die unverkennbare Form von Klobrillen.

Das aufstrebende Kleinunternehmen bewirtschaftet die Außentoiletten der Schule an der Klashofstraße und sorgt dafür, dass dieses stille Örtchen mehr an Komfort und Service bietet, als man es gemeinhin auf Schultoiletten erwartet. „Wir haben uns viele interessante Dinge überlegt“, wirbt Neuntklässlerin Irene Emkrund in ihrer Eigenschaft als Marketingleiterin der Schülerfirma für die Dienstleistungen ihres Unternehmens. Schulleiter Manfred G. Walter verrät Einzelheiten: „Die Toiletten werden mit einem angenehmen Duft versehen, es gibt Haarspray und ordentliche Seife und sogar Musikberieselung“. Auch für eine Aufsicht sei gesorgt, so der Rektor.

Das Unternehmen in Schülerhand lässt sich seine Dienste mit 20 Cent pro Toilettengang bezahlen. Im Vergleich zu den horrenden Summen, die heute auf fast allen privatwirtschaftlich betriebenen Bahnhofstoiletten kassiert werden, sicherlich „Peanuts“. Natürlich wird kein Schüler gezwungen, die gebührenpflichtige Toilette zu benutzen. Bewirtschaftet werden ausschließlich die vorher jahrelang geschlossenen Außentoiletten. Die Toiletten im Gebäude stehen nach wie vor kostenlos zur Verfügung.

„Ein gutes Angebot“ meint auch Lehrerin Mirja van Ross, die dem Schülerunternehmen bei organisatorischen Fragen als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.

Das Junior-Unternehmen hat seine Kosten zunächst über die Ausgabe von Aktien finanziert. Wie es das Gesetz vorschreibt, werden die Aktionäre demnächst zu einer Hauptversammlung eingeladen. „Dann können auch hoffentlich schon die ersten Erfolgsmeldungen verkündet werden“, sagt Schulleiter Walter, der das Engagement der Schüler „ganz toll“ findet.

Bei den betriebswirtschaftlichen Fragen werden die unternehmerischen Realschüler von Fachleuten des Rudolf-Rempel-Berufskollegs (RRB) unterstützt. Im Rahmen eines Unterrichtsprojekts, das an zwei Nachmittagen in der Woche in den Räumen des Berufskollegs in Brackwede stattfindet, werden Buchführung gelernt und Marketingpläne erstellt.

Die bewirtschaftete Schultoilette ist bereits das dritte Gemeinschaftsprojekt von Realschule Senne und RRB. Die bisherigen, von den Wirtschaftsfachleuten betreuten Schülerfirmen waren ein Nachhilfeservice und ein T-Shirt-Vertrieb. „Die Untermehmen wurden dann nach einem Jahr wieder aufgelöst“, so Schulleiter Manfred G. Walter, „der Gewinn wurde für einen guten Zweck gespendet“.

Schule mitten im Grünen

Die Realschule Senne ist eine städtische Realschule, die zur Zeit von 520 Schülerinnen und Schülern in 18 Klassen besucht wird. Wie alle Realschulen schließt sie nach der 10. Klasse mit der Fachoberschulreife ab. Durch die Qualifikation wird der Übergang in die gymnasiale Oberstufe ermöglicht. Die Realschule liegt an der Klashofstraße mitten im Grünen und ist Teil des Schulzentrums Senne mit einer angegliederten Dreifachturnhalle.

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